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   K640 Osterglocken 

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Andacht zum Sonntag Jubilate, 25. April 2021

Liebe Andachtsleserin, lieber Andachtsleser,

der Eingangspsalm 66 gibt diesem Sonntag seinen Namen – und sein Thema: „Jauchzt (Jubilate) Gott, alle Lande! Lobsinget zur Ehre seines Namens; rühmet ihn herrlich! Sprecht zu Gott: Wie wunderbar sind deine Werke!“

Drei Wochen nach dem Osterfest werden wir an diesem Sonntag daran erinnert, dass auch die Auferstehung von den Toten der schöpferischen Kraft Gottes entspringt. Der für diesen Sonntag vorgeschlagene Predigttext zeigt allerdings auch sehr deutlich, dass sich gerade daran die Geister scheiden. Es ist die Rede/Predigt, die der Apostel Paulus auf seiner 2. Missionsreise in Athen auf dem Areopag hält:

Da stellte sich Paulus vor alle, die auf dem Areopag versammelt waren, und rief: »Athener! Mir ist aufgefallen, dass ihr euren Göttern mit großer Hingabe dient; denn als ich durch eure Stadt ging und mir eure Heiligtümer ansah, da habe ich sogar einen Altar gefunden, auf dem stand: ›Für einen unbekannten Gott.‹

Diesen Gott, den ihr verehrt, ohne ihn zu kennen, möchte ich euch nun bekannt machen. Es ist der Gott, der die Welt und alles, was in ihr ist, geschaffen hat. Dieser Herr des Himmels und der Erde wohnt nicht in Tempeln, die Menschen gebaut haben. Er braucht auch nicht die Hilfe und Unterstützung irgendeines Menschen; schließlich ist er es, der allen das Leben gibt und was zum Leben notwendig ist.

Aus dem einen Menschen, den er geschaffen hat, ließ er die ganze Menschheit hervorgehen, damit sie die Erde bevölkert. Er hat auch bestimmt, wie lange jedes Volk bestehen und in welchen Grenzen es leben soll. Das alles hat er getan, weil er wollte, dass die Men-schen ihn suchen. Sie sollen mit ihm in Berührung kommen und ihn finden können. Und wirklich, er ist jedem von uns ja so nahe! Durch ihn allein leben und handeln wir, ja, ihm verdanken wir alles, was wir sind. So wie es einige eurer Dichter gesagt haben: ›Wir sind seine Kinder.‹

Weil wir nun von Gott abstammen, ist es doch unsinnig zu glauben, dass wir Gott in Statuen aus Gold, Silber oder behauenen Steinen darstellen könnten. Diese sind doch nur Gebilde unserer Kunst und unserer Vorstellungen. Bisher haben die Menschen das nicht erkannt, und Gott hatte Geduld mit ihnen. Aber jetzt befiehlt er allen Menschen auf der ganzen Welt, zu ihm umzukehren. Denn der Tag ist schon festgesetzt, an dem Gott alle Menschen richten wird; ja, er wird ein gerechtes Urteil sprechen, und zwar durch einen Mann, den er selbst dazu bestimmt hat. Er hat ihn darin bestätigt, indem er ihn von den Toten auferweckte.«

Als Paulus von der Auferstehung der Toten sprach, begannen einige zu spotten, andere aber meinten: »Darüber wollen wir später noch mehr von dir hören.« Paulus verließ jetzt die Versammlung. Einige Leute schlossen sich ihm an und fanden zum Glauben. Darunter waren Dionysius, ein Mitglied des Stadtrats, eine Frau, die Damaris hieß, und manche andere.
(Apostelgeschichte 17,22-34 nach der Übertragung ‚Hoffnung für alle‘)

Die Rede des Paulus in Athen ist wohl einer der Höhepunkte in der Apostelgeschichte. Athen war zu der Zeit noch immer die Stadt der schönen Künste und der Weisheit. Noch immer Weltstadt! Die Kunstschätze stehen noch nicht im Museum. Götterbilder füllen Tempel und Straßen. Ihr Kult ist noch in Betrieb.

Paulus gehen die Augen auf und ihn packt der Zorn. „Du sollst dir von Gott kein Bild machen, das du anbetest und dem du dienst“ ist für ihn ein gültiges Gebot. Und überhaupt: Das ist doch Götzendienst, der hier betrieben wird, konzentriertes Heidentum.

Doch Paulus ist nicht als Tourist nach Athen gekommen. Er will das Evangelium von Jesus Christus verkündigen, will Zeugnis geben von dem Glauben, der ihn erfüllt, von der Hoffnung, die ihn antreibt. Aber wie soll er in diesem Athen der Götter und Götzen Christus predigen? Wie kann seine Rede den Vorstellungen weiser und philosophisch geschulter Menschen standhalten?

In einem ihrer Tempel entdeckt Paulus einen Altar: „Für einen unbekannten Gott.“ Weil sie nicht mehr genau wissen, welchem Gott zu trauen ist, fliehen sie ins Allgemeine und denken sich: „Der, den es angeht, wird es schon merken.“

Paulus predigt hier und dort, tritt auf Marktplätzen und Synagogen auf und wird dann zum Areopag geführt, dem altehrwürdigen Platz früherer Gerichtsverhandlungen. Dort soll er exemplarisch und unter den kritischen Augen vieler Gebildeter seinen Glauben darlegen.

AreopagNun also tritt Paulus wie ein griechischer Redner mitten unter seine gespannten Hörer. Ein ganzes Hagelwetter von Gedanken und ‚philosophischen Brocken‘ wird auf sie niederprasseln. Ich greife drei Beobachtungen heraus, die mir wichtig erscheinen.

Zuerst: „Athener! Mir ist aufgefallen, dass ihr euren Göttern mit großer Hingabe dient; denn als ich durch eure Stadt ging und mir eure Heiligtümer ansah, da habe ich sogar einen Altar gefunden, auf dem stand: ›Für einen unbekannten Gott.‹“

Mich erstaunt dieser Beginn. Was den Paulus Tage zuvor zutiefst entsetzt hat, die vielen Götzenbilder in den Straßen und wohl auch in den Köpfen, das bezeichnet er vor der Versammlung auf dem Areopag als „große Hingabe an eure Götter“. Also kein Donnerwetter gegen heidnischen Kult. Stattdessen eher ein werbender Ton!

Man mag Paulus vorwerfen, dass er sich seinem Publikum zu sehr anbiedert. Auf der anderen Seite muss ich Menschen, denen ich Gott nahebringen will, auch nahekommen. Dazu gehört, die biblische Botschaft umzugießen in die Sprache, die gottentfremdete Hörerinnen und Hörer verstehen.

Dabei macht diese Pauluspredigt deutlich: Übersetzung, Umgießung der Christusbotschaft bleibt immer ein zu verantwortendes Wagnis. Paulus hat viel gewagt. In seiner Predigt kommt der Name Jesu nicht vor. Aber er ist da, von der ersten Zeile an.

Die zweite Beobachtung: Wenn Paulus den Athenern den schöpferisch handelnden Gott vorstellt, dann greift er damit auf Vorstellungen zurück, die ihnen nicht unbekannt sein sollten. Ein ordnender Wille, der die Welt als Kosmos geschaffen hat, kunstvoll im Kleinen und Großen – da können selbst philosophisch gebildete Menschen zustimmen.

Und das ist doch heutzutage auch noch so: Wenn es in Glaubensgesprächen auch viel Uneinigkeit geben mag, über die Herrlichkeit und Einzigartigkeit der Schöpfung können alle nur staunen und Gott dafür loben.

Und so kommt der Sonntag Jubilate für uns genau zur rechten Zeit, in der das Leben in der Natur erwacht, die Kirschknospen vor dem Aufbrechen sind, das Grün des Rasens immer satter wird, eine Vielzahl von Kräutern und Frühblühern den Garten und die Wiesen bunt malt. Wann, wenn nicht in dieser Zeit, kann das Schöpferlob lauter klingen?!

Gott ist es, der allem das Leben, die Luft zum Atmen und alles, was wir brauchen, gibt. Wer kann da nicht zustimmen? Und wem tut es nicht gut, vor so einfache Dinge geführt zu werden, vor Luft und Leben, Wasser und Erde, Brot und Wein? Wird da nicht das Verlangen wach, noch mehr zu erfahren von diesem Herrn des Kosmos, von Himmel und Erde?

Die dritte Beobachtung: Während Paulus im ersten Teil seiner Rede auf die Zuhörenden zugeht, sie mitnimmt, ihnen nahekommt, ändert sich nun der Ton: „Weil wir nun von Gott abstammen, ist es doch unsinnig zu glauben, dass wir Gott in Statuen aus Gold, Silber oder behauenen Steinen darstellen könnten. Diese sind doch nur Gebilde unserer Kunst und unserer Vorstellungen.“

Paulus steuert nun zielsicher auf sein Evangelium zu. Nach größter Anknüpfungsbemühung lässt er seine Katze aus dem Sack. Von Buße, Gericht und Gerechtigkeit ist die Rede, von Christus, der auferstanden ist von den Toten. Das ist die Mission des Paulus. Alle vorherge-gangenen Anknüpfungspunkte werden hiermit konfrontiert.

Für die Ohren der Athener ist das fremd. Manche spotten nun über Paulus. Andere haben genug gehört und verlassen die Versammlung. Dabei sind gerade die für die Versammlung unverständlichen Worte das Evangelium, die gute Botschaft von der Liebe Gottes.

Zuvor hatte Paulus gesagt, worin das Ziel der Schöpfung Gottes besteht: „Das alles hat er getan, weil er wollte, dass die Menschen ihn suchen. Sie sollen mit ihm in Berührung kommen und ihn finden können. Und wirklich, er ist jedem von uns ja so nahe!“

Gott ist jeder und jedem von uns nahe – und das dürfen wir nicht kaputtmachen durch Bilder, die wir uns von ihm machen und die uns doch nicht helfen können; durch verfestigte Vorstellungen, die uns den Blick versperren auf den lebendigen Gott, der uns immer wieder neu begegnet und der sich nicht festlegen lässt auf bestimmte Muster.

Gott ist jeder und jedem von uns nahe – und ist uns noch nähergekommen durch Jesus Christus. Gott sieht mich und die Welt im Lichte seines Sohnes. Zu ihm sollen wir umkehren. Er ist der Zielpunkt meines Glaubens. Er wird der sein, der mich beurteilt und richtet. Doch das Wichtigste sagt Paulus zuletzt: Er hat ihn darin bestätigt, denn er hat ihn von den Toten auferweckt.

Das ist nun nicht leicht zu verstehen. Nicht nur auf dem Areopag scheiden sich hier die Geister. Doch für den Apostel bedeutet die Auferstehung Jesu so viel wie eine Beglaubigung Gottes für seinen Sohn. Und sie ist zugleich der Schlussstein im Erkennen Gottes. Da, am dritten Tag in Jerusalem, hat Gott machtvoll gezeigt, wie sehr er die Welt und ihre Menschen liebt.

Den ‚unbekannten Gott‘ wollte Paulus bekannt machen. Dabei hat er die Auferstehung Jesu in der Predigt vor heidnisch -griechischen Ohren nicht verschwiegen. Eigentlich konnte er ahnen, dass nun einige lachen, andere ausweichen.

So war das damals und so ist es auch heute. Die Botschaft von Kreuz und Auferstehung spaltet die Menschen. Einige wenden sich ab, andere finden zum Glauben, wie damals auf dem Areopag Dionysius und Damaris und wohl noch einige andere auch.
Und doch hat Gott gerade diesen Weg gewählt, um sich bekannt zu machen. Und um uns Menschen noch näher zu kommen. Und um uns Hoffnung zu schenken, die vor dem Tod nicht Halt macht.

Bleiben Sie gesund und seien Sie behütet.

Ihr Peter Thimm